„Jim Knopf und die wilde 13.“ – Interview mit Regisseur Dennis Gansel

Der Herbst mit seinen grauen und nassen Tagen hat uns nun auch erreicht und so freu ich mich umso mehr, dass ein Kinobesuch nun wieder perfekt passt. Natürlich unter Berücksichtigung aller Abstands- und Hygieneregeln, an die wir uns ja nun so gut es geht gewöhnt haben. Und was gäbe es besseres als die Kinosaison mit einem Klassiker aus der Kindheit zu eröffnen. Erinnere ich mich doch noch zu gut an die Abenteuer des kleinen Jim Knopf im Lummerland mit Lukas dem Lokomotivführer von Schriftsteller Michael Ende. Seit dem 01. Oktober läuft nämlich „Jim Knopf und die wilde 13“ unter der Regie von Dennis Gansel als Fortsetzung des ersten Teils „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ von 2018. Mit dabei sind natürlich die Darsteller des ersten Teils wie Gordon Solomon in der Hauptrolle des Jim Knopf, Henning Baum als Lukas der Lokomotivführer, Uwe Ochsenknecht als König Alfons der Viertelvorzwölfte, Annette Frier als Frau Waas uvm. Wieder erlebt Jim viele Abenteuer: so schmiedet die Piratenbande „Die Wilde 13“ einen bösen Plan und unterdessen möchte Jim gemeinsam mit Prinzessin Li Si (Leighanne Esperenzante) endlich mehr über seine Herkunft erfahren. So begibt er sich auf eine spannende Reise mit den Dampflokomotiven Emma und Molly.

Ich habe mit Regisseur Dennis Gansel (u.a. Die Welle; Mädchen, Mädchen) über den Film und seine Arbeit gesprochen.

Lars Urban: „Jim Knopf und die wilde 13“ ist schon die zweite Romanverfilmung und Fortsetzung des Films „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ von 2018. Wie sehr lag es dir am Herzen die Geschichte von Jim Knopf weiterzuerzählen.

Dennis Gansel: Es lag mir natürlich sehr am Herzen, weil der Roman ist ja ursprünglich ein großes Buch gewesen und wurde dann von einem Verlag geteilt und Michael Ende hat die verbindenden Enden nochmal neu geschrieben. Es war aber eine große Gesamtgeschichte. Daher wäre natürlich Jim Kopf ohne „Jim Knopf und die wilde 13.“ völlig unvollständig. Ich wollte dies unbedingt zu Ende erzählen und war sehr froh, dass wir die Möglichkeit dazu hatten.

Lars: Unter der aktuellen Rassismusdebatte gab es auch Kritik am Buch von Michael Ende. Aber wie auch Julia Voss’s Buch über “Darwins Jim Knopf” zeigt gibt es durchaus Anspielungen auf Darwins Evolutionstheorie und weist somit nach, dass es sich eigentlich um eine antirassistische Geschichte handelt. Wie hast du dich mit dem Thema im Zusammenhang des Drehs auseinandergesetzt?

Dennis: Ja, die Rassismusdebatte. Also ehrlich gesagt gab es eigentlich keine Kritik an dem Film. Ich habe nichts gelesen, das war am Roman. Dies hat eine Kindergärtnerin aus Hamburg, durch ein ZEIT-Interview, ins Rollen gebracht. Sie bezieht sich da exiliert auf die Illustration des Originalromans und eben auf die eine Stelle, wo der Herr Ärmel „Negerlein“ sagt. Das kommt nur ein einziges Mal vor und ist natürlich etwas um Herrn Ärmel zu charakterisieren, eben als der engstirnige Bewohner von Lummerland der er nun mal ist. Dies hat Michael Ende ganz bewusst so gemacht. Und das denk ich, muss man auch so sehen und das ist auch der Grund, warum der Verlag das Wort auch nicht entfernt hat. Die Diskussion ist natürlich besonders interessant, weil ja der Roman expliziert antirassistisch ist. Nicht nur weil schon 1960 ein schwarzer Junge in der Hauptrolle unglaublich ungewöhnlich für diese Zeit war, nicht nur für Deutschland, sondern auch durch die Aussage der Figur des Herrn Tur Tur – nicht nur im Roman sondern auch im Film enthalten: „Eine Menge Menschen haben doch irgendwelche besonderen Eigenschaften. Herr Knopf zum Beispiel hat eine schwarze Haut. So ist es von Natur aus, und dabei ist nichts weiter Seltsames, nicht wahr! Warum soll man nicht schwarz sein? Aber so denken leider die meisten Menschen nicht. Wenn sie selber zum Beispiel weiß sind, dann sind sie überzeugt, nur ihre Farbe wäre richtig und haben etwas dagegen, wenn jemand schwarz ist.“ Sinn gemäß sagt er: viele Leute denken da gibt es einen Unterschied, es gibt aber keinen und so sind die Leute aber manchmal. Also wirklich ein expliziert antirassistisches integratives Zitat. Ich glaube Michael Ende wäre sehr traurig über diese Diskussion. Rassismus ist schlimm aber sehe ich beim Jim Knopf gar nicht.

Lars: Viele Darsteller des ersten Teils treten auch hier wieder auf. Wie ist es hier mit den bekannten Schauspielern wie Gordon Solomon, Henning Baum, Uwe Ochsenknecht und Annette Frier zu arbeiten?

Dennis: Es war super wieder mit denen zu arbeiten. Ich lieb‘ die Schauspieler sehr und es ist so ein bisschen wie nach Hause kommen, wie bei einer Familie. Auch Henning wieder zu sehen und auch Gordon. Man darf nicht vergessen ich habe den (Gordon Solomon) kennengelernt da war der 10 Jahre alt, jetzt ist der schon fast 15. Also man ist mit denen ja auch ein ganzes Stück Weg gemeinsam gegangen. Für mich waren das jetzt 5 Jahre, die ich an dem Projekt gearbeitet habe, wo ich alle ja auch nach dem Dreh täglich sehe; beim Ton und auch im Schneideraum. So habe ich täglich stundenlang mit allen zu tun. Hennig Baum sehe ich ja fast mehr als meine eigene Frau (lacht). 

Lars: Wie sehr hat die COVID-Pandemie die Arbeit an dem Film beeinflusst.

Dennis: COVID-19 hat unseren Dreh nicht beeinflusst, wir waren zum Glück vorher durch. In der Postproduktion konnten wir viele Dinge, wie zum Beispiel Tonmischung und Musikaufnahmen, nur noch per Skype und Zoom abstimmen. Da konnte ich nicht persönlich dabei sein bzw. nicht so oft und wenn nur unter großen Sicherheitsvorkehrungen. Aber es ging – vieles kann man heutzutage dann doch digital machen. Ich find es eigentlich auch ganz angenehm weniger zu reisen, weniger zu fliegen. Ich finde das hat auch was Positives, weil man sich etwas beschränkt und merkt was in einer technologisch-vernetzen Welt heute alles so möglich ist. Für die Kinos ist dies natürlich ein anderes Thema keine Frage. Für die ist es eine Vollkatastrophe. Kinos sind so gut wie leer, ist es wirklich gang ganz schwierig. Eine gute Zeit für die Streamingdienste – eine schwierige Zeit jedoch für das Kino, weltweit.

Lars: Was wünscht du dir mit welchem Gefühl die Kinobesucher aus dem Film rausgehen?

Dennis: Ich würde mir wünschen, dass die Kinozuschauer mit einem tollen Gefühl aus dem Film gehen. Weil ich glaube dies ist ein großer Familienfilm, der nicht nur unterhält sondern auch spannend und lustig ist. Mit wirklich zeitlosen Themen kann er die Zuschauer zum Nachdenken anregen, ohne dabei pädagogisch zu sein. Das hätte ich mir selber als Kind immer gewünscht – solche Filme, die gab es auch aber nicht so häufig. Und ich glaube „Jim Knopf und die wilde 13“ ist so ein Film. Daher wünsche ich allen viel Vergnügen.

Vielen Dank an Dennis Gansel für das schöne Gespräch.

Mein Fazit: Ein wirklich toller Film für die ganze Familie und auch wer keine Kinder hat kann sich hier endlich mal wieder wie ein Kind fühlen. ☺

© Titelbild: ©TM © Warner Bros. Entertainment Inc.

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