Das es sich auch im Sommer – naja, wenn wir das hier in Berlin grad Sommer nennen können – lohnt ins Kino zugehen, beweist gerade der Film „The Party“. Ich war am vergangenen Montag bei der (zweiten) Deutschlandpremiere im Delphi Filmpalast zu Gast. Um was es geht und was den Film so besonders macht berichte ich euch heute.
The Party: Party, Partei oder beides?
Zur zweiten Premiere von „The Party“ wurde ich vom Verleih zur Deutschlandpremiere in den tollen Delphi Filmpalast in der Kantstraße – unweit des Zoo Palast Berlin – geladen, denn die eigentliche Erstaufführung fand schon während der diesjährigen Berlinale im Februar statt. Im Gegensatz zu Februar kamen letzten Montag nicht alle Darsteller in den Filmpalast, jedoch verzückten Drehbuchautorin und Regisseurin Sally Potter („In stürmischen Zeiten“ & „Orlando“) sowie Schauspieler Bruno Ganz („Der Untergang“) die Gäste. Bei „The Party“ handelt es sich um eine Tragikomödie bei der sich eine kleine leicht linksliberale Partygesellschaft in einem Londoner Stadthaus trifft. Das Wort „Party“ wird hier als doppelte Metapher verstanden, so ein mal für die Partei (im englischen > party <) und die Cocktail-Party an sich. Denn man trifft sich um die Ernennung der Gastgeberin Janet (Kristin Scott Thomas – „Der englische Patient) zur Gesundheitsministerin zu feiern. Das Zusammentreffen nehmen die Gäste zum Anlass einige unerwarteten Geheimnisse zu enthüllen.
Alkohol, Kokain, eine Pistole und eine Schwangere
Wie man sich eine elegante Gesellschaft vorstellt, bereitet die Karrierefrau das Dinner in der Küche vor und nimmt Glückwünsche zur Ernennung am Telefon entgegen. Ihr Mann Bill (Timothy Spall – „Harry Potter“; „The King’s Speech“) sitzt mit Rotwein und Musik im Salon. Beide wirken alt und distanziert: er betrunken, sie gibt Küsse durch das Telefon und flüstert – wohl eine Affäre?! Wer jetzt denkt hier in einem Drama zu sitzen liegt falsch. Die hervorragenden Gäste sind Freundin April (Patricia Clarkson – „The Green Mile“) mit dem wunderbaren Bruno Ganz als ihr Freund Gottfried mit einem tollen trockenen Humor und lustigen esoterischen Zügen. Auch geladen ist Martha (Cherry Jones – „Erin Brockocvich“; „Happy New Year“) mit ihrer Frau Jenny (Emily Mortimer – „Shutter Island“), welche gerade erfahren hat, dass sie mit Drillingen schwanger ist . Letzter in der illustren Runde ist der Banker-Lackaffe Tom (Willian Murphy – „The Dark Knight“); Mann von Janets Vertrauter und Mitarbeiterin Marianne. Tom hat zwar seine Frau nicht dabei, jedoch dafür aber Kokain und eine Pistole. Das Treffen entwickelt sich schnell zu einer tiefgründigen Komödie, welche natürlich nicht auf flache Witze setzt sondern eher wie ein witziges Theaterstück inszeniert ist. Durch den Umgang der Personen miteinander und den starken Charakteren gewinnt dieses an Witz. Der Film steigert sich von Enthüllung zu Enthüllung und man fragt sich, was kann jetzt noch schlimmer werden? Sehr viel Potenzial also für bittersüße Auseinandersetzungen.
Mein Fazit:
Nach 71 Minuten in den bequemen Sesseln des Delphi Filmpalasts endet der dialogstarke Schwarz-Weiß-Film. Die eigentliche Fassung von Regisseurin Sally Potter war 20 Minuten länger, jedoch kürzte sie die Finalversion. Dies tut dem Ganzen keinen Abbruch, so ist „The Party“ bis zum Schluss spannend und überrascht mit immer neuen Enthüllungen und tollen charakterstarken Schauspielern. Ich sage “lieber 70 gute als 120 schlechte Kinominuten”. Sehr schön ist auch die Musik, welche sich zwischen Bluse, Jazz und Salsa bewegt. Diese wird lustig inszeniert, so sucht die Partygesellschaft nach dem passenden Sound als Bill nach einem Faustschlag auf dem Boden liegt. Es ist äußerst unterhaltsam wie die unterschiedlichen Beziehungen der Partymitglieder durch persönliche Intrigen, Fehltritte und Geheimnisse zusammenbrechen. Ein toller Film, mit tollen Schauspielern zeigt uns private Eskalation und Zynismus auf hohem Niveau.
Für die Promi-Jäger unter euch habe ich bei der Premiere noch die Schauspieler Justus von Dohnányi, Mike von Bremen und Ulrich Mattes, als auch Regisseur Volker Schlöndorf bei der Premiere gesehen.
Der Film läuft u.a. in der Yorck Kinogruppe.
© Titelbild: Adventure Pictures Ltd.; Bild 1-2: katrin-lars.net; Bild 3-8: Adventure Pictures Ltd.