Willkommen in Deutschland! Kinotipp: Willkommen bei den Hartmanns!

Seit Anfang November läuft in den deutschen Kinos ein Film, welcher sich auf humorvolle Weise an das Thema „Flüchtlingskrise“ wagt. Regisseur und Drehbuchautor Simon Verhoeven (u.a. Männerherzen) schafft mit „Willkommen bei den Hartmanns“ die erste deutsche Flüchtlingskomödie, welche aufklärend und auf unterhaltsame Art mit Klischees aufräumt – dass ganze mit Starbesetzung. Ich habe mir den viel diskutierten Film im Zoo Palast Berlin angesehen und setze ihn ganz klar auf meine Empfehlungsliste für diesen Kinoherbst.

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“Willkommen bei den Hartmanns”: definitiv eine Empfehlung für diesen Kinoherbst. © Lars Wars

Deutschland sucht den Super-Flüchtling!

Wie vieles im Zusammenhang mit der Flüchtlingspolitik kam es auch im Zusammenhang mit dem Film zu einem kleinen Fauxpas. So gab es in den Social Media Kanälen große Empörung über die ersten Versionen des Filmplakats, denn darauf wurde der belgische Hauptdarsteller Eric Kabongo neben den deutschen Stars wie Senta Berger, Heiner Lauterbach und Elyas M’barek einfach nicht erwähnt. Inzwischen hat der Filmverleih reagiert und die Werbemittel anpassen und um den Zusatz „Prädikat wertvoll“ vergeben von der Deutschen Film- und Medienbewertung ergänzen lassen. Um was geht es eigentlich im Film genau? Die Münchener Familie Hartmann lebt ein beschauliches Leben. Mutter Angelika (Senta Berger) ist in Pension und hat nach dem Auszug der beiden Kinder Sofie und Philipp des Öfteren Langweile, ihr Mann Richard (Heiner Lauterbacht) verbringt lieber Zeit auf Arbeit im OP-Saal und lässt sich von Freund Sascha (Uwe Ochsenknecht) „jung spritzen“ und amüsiert sich mit jüngeren Frauen. So beschließt Mutter Angelika nach einem Besuch im Flüchtlingsheim sich sozial zu engagieren und einen Flüchtling, klar, gegen den Willen ihres Mannes aufzunehmen. Typisch deutsch endet die Auswahl eines geeigneten Flüchtlings in einer Art „ Deutschland sucht den Super-Flüchtling“ – Casting, denn dieser sollte laut den Hartmanns keine Großfamilie mitbringen, bereits deutsch sprechen können und wirklich richtig verfolgt sein. Die Wahl fällt somit auf den aus Nigeria stammenden Diallo (Eric Kabongo), welcher aus Schutz vor dem islamistischen Terror nach Deutschland geflohen ist. Trotz dessen ist nicht klar, ob sein Asylantrag genehmigt wird – die zwei Wochen bis zur Entscheidung verbringt er nun bei der Familie Hartmann.

Kommunikation und miteinander reden ist Alles!

Während sich das neue Familienmitglied gerade an die neue Wohnsituation gewöhnt, kehrt Tochter Sofie (Palina Rojinski), Langzeitstudentin und Magnet für verrückte Männer und Workaholic-Sohn Philipp (Florian David Fitz) inklusive Enkel Basti (Marinus Hohmann) ins Elternhaus zurück. So bekommen sie schnell mit, dass es in der Ehe der Eltern kriselt, der Vater nicht ganz mit seinem Alter klar kommt und die Mutter etwas zu oft ein Glas Wein in der Hand hält. Während dessen gerät der aufgenommene Flüchtling Diallo zusammen mit den Familienmitgliedern in unterschiedliche Verwicklungen und diese sind manchmal sehr turbulent. Da dürfen auch Flüchtlingsgegner angelehnt an die AfD und Pediga, welche vor dem Hartmann-Haus demonstrierend ihre Ablehnung gegen Diallo kundtun und eine ermittelnde Polizei, nicht fehlen. Womit alle Facetten der Deutschen, nämlich Befürworter und Gegner von Frau Merkels „Wir schaffen das Politik“, sich im Film wiederspiegeln. Auch Diallo erhält die Möglichkeit während eines Schulprojekts von Basti über seine schrecklichen Erlebnisse in Nigeria zu berichten. Die, jedoch nach unserem Eindruck wichtigste Aussage des Films findet sich in der Bedeutung des Miteinander-Redens, denn nur durch einen Austausch lassen sich Missverständnisse vermeiden, Unterschiede verstehen und Vorurteile abbauen. Deutlich wird dies in zahlreichen Dialogen im Film. So wundert sich Diallo, dass Sofie noch keinen Mann und keine Kinder hat, wobei sie doch schon 31 Jahre alt sei. Sofie versucht ihm darauf hin zu erklären, dass in Deutschland jeder für sich selbst entscheiden kann, ob er heiraten will, Kinder bekommen oder doch lieber Single bleiben mag. Doch wie der Zufall will, trifft sie auf den Assistenzarzt ihres Vaters Tarek Berger (Elyas M’barek).

Mein Fazit:

Ich ziehe auf jeden Fall den (in diesem Fall imaginären) Hut, sich mit einem so politisch aktuellem und polarisierenden Thema auseinander zusetzen. Der Film schafft es auf unterhaltsame Weise die unterschiedlichen Meinungen, Vorurteile und Ängste der Menschen widerzuspiegeln und versucht Aufklärung zu betreiben. Die eigentliche Lebensgeschichte des Flüchtlings kommt meines Erachtens neben den zahlreichen Nebengeschichten der Familienangehörigen, etwas zu kurz. Aber vielleicht ist es genau das, was uns der Film vermitteln will. Denn auch mit einem Flüchtling im Haus ändert sich unser eigentliches Leben – hier exemplarisch erzählt durch Familie Hartmann – nicht. Es wird bereichert. Ob es Diallo ermöglicht wird in Deutschland zu bleiben und wie die kleinen Familiengeschichten ausgehen gibt es also für euch im Kino zu sehen. Ganz klar eine Empfehlung für diesen Kinoherbst.

© Titelbild: © 2016 Warner Bros.; © Bild 1:© Lars Wars © Bild 2-6: © 2016 Warner Bros.

 

 

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