Am vergangenen Dienstag (21.03.2017) wurde in Berlin im Kino International der 15. Deutsche Hörfilmpreis verliehen. Seit 2002 zeichnet der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. die besten Hörfilme aus. Sogenannte Hörfilme haben, wie man vielleicht im ersten Moment vermutet, nichts mit HörbĂŒchern zu tun. Sie ermöglichen es blinden- und sehbehinderten Menschen TV-Inhalte und Filme in ihrem gesamten Umfang wahrnehmen zu können. Um diesen Menschen einen detaillierteren Eindruck von den visuellen Elementen eines Films zugeben, werden diese mit einer Audiodeskription ausgestattet. Eine solche Audiodeskription stellt einen akustischen Bildbeschreibungsservice dar, bei dem das, was im Film zu sehen ist, durch einen Audiokommentatoren detailliert beschrieben wird. Das sind alle Informationen, welche wir Sehenden visuell wahrnehmen und fĂŒr die Handlung wichtig sind. So werden insbesondere das Aussehen von Personen und GegenstĂ€nden, das Szenenbild sowie Mimik und Körpersprache beschrieben. HeiĂt: wir sehen bspw. Regentropfen gegen ein Fenster prasseln. In der Audiodeskription wird diese Szene bspw. wie folgt beschrieben: Viele Regentropfen prasseln gegen ein Fenster und erzeugen ein gleichmĂ€Ăiges RegengerĂ€usch. Diese Kommentare werden dann zwischen die reinen Dialoge des Films eingefĂŒgt und ergeben somit einen Hörfilm.đđ»
Im Kino International saĂ ich nun bei einer wunderbaren Preisverleihung, welche von Steven GĂ€tjen, welcher charmant durch den Abend fĂŒhrte und sich selbst darin versuche Audiodeskription bspw. fĂŒr die Outfits der Laudatoren durchzufĂŒhren, prĂ€sentiert wurde. FĂŒr die 4 Preise des Abends waren insgesamt 12 Produktionen mit den besten Bildbeschreibungen nominiert.
Gewonnen haben:
Bester Hörfilm des Jahres Kategorie TV: ZDF-Produktion “Familienfest” von Regisseur Lars Kraune
Bester Hörfilm des Jahres Kategorie Kino: âNebel im August” Drama von Kai Wessel in der Kategorie “Kino”
Sonderpreis der Jury: “Löwenzahn”- Folge “Geld – der schlaue Tausch” von Klaus Gietinger
Publikumspreis: NDR-Produktion “Die vierte Gewalt” von Regisseurin Brigitte Maria Bertele
Neben vielen Prominenten der nominierten Filme wie die Schauspieler GĂŒnther Maria Halmer, Michaela May, Heiko Deutschmann, Guido Hammesfahr, Julia Bremermann, Marion Kracht und Produzentin Regina Ziegler waren ebenfalls Vertreter, sowie Sponsoren wie Aktion Mensch, Pfizer und Deutsche Bank sowie die Jurymitgliedern Feo Aladag (Schauspielerin, Regisseurin & Drehbuchautorin), Alice Brauner (Filmproduzentin) und Claudia Roth (BundestagsvizeprĂ€sidentin) anwesend.
Ich habe mir in diesem Zusammenhang mal einen der Gewinnerfilme mit Audiodeskription angesehen und war begeistert. Sind wir doch mal ehrlich, wann konzentrieren wir uns noch 100%-tig auf einen Film. In der Regel schauen wir alle duzend mal aufs Smartphone, hĂ€ngen am Tablet oder blĂ€ttern in einem Magazin. So nehmen wir die Einzelheiten, welche uns ein Film auch visuell vermitteln will kaum noch wahr. Bei der Audiodeskription war ich extrem ĂŒberrascht was einem alles visuell nicht aufgefallen ist und so hat der Slogan âUm Filme zu lieben, muss man sie nicht sehen!â ganz klar seine Berechtigung.
Vor allem die öffentlich-rechtlichen Sender nehmen hier gegenĂŒber ihren privaten Konkurrenten eine Vorreiterstellung ein. Ziel muss es sein langfristig alle Film- & TV Inhalt mit Audiodeskription anzubieten. Ebenfalls soll es blinden- und sehbehinderten Menschen erleichtert werden diese Angebote leichter aufzufinden, da Barrieren wie Einschalten der Audiodeskription ĂŒber die Fernbedienung erleichtert werden mĂŒssen.
Neben den ausgezeichneten deskribierten Filmen hat mich der Sound der Band BOY gefesselt. In diesem Sinne seht auch mal mit den Ohren. đ
© Titelbild: katrin-lars.net; © Bild 1-4: DBSV/Franziska Krug; © Bild 5: Lars Wars